Nun wird sicherlich ein prekärer Artikel passend zu diesem Titel erwartet, aber ich komme aus der Werbelandschaft und reißerisch ist mein zweiter Vorname. Bedeutet, dass in dieser Branche immer alles etwas wilder, etwas exzentrischer und exzessiver gepimpt wird, als es sich vielleicht in Wahrheit zugetragen hat. Und da das hier ein besonders unseriöses Blättchen ist, beginne ich damit Julians „life before wife“ sehr platt als „unbedeutend“ zu klassifizieren.
Seine Pre-Anna Phase des Lebens verbrachte er meist entweder auf irgendwelchen belanglosen Agenturzusammenkünften, narzisstischer Producerselbstdarstellerevents oder komatösen Altstadtbesuchen. Seine Stimmungslage schwankte zwischen „heute Abend wird wild“ und „Fuck, mein Schädel“, während alle anderen Emotionen dazwischen lediglich aber immerhin seiner Familie galten.
Sein Motto „Rosé olé“ warf er an einem feuchtfröhlichen Abend über Bord, worauf kurioser Weise auf einer Reise ins südliche Frankreich, begleitet von einem etwas zwielichtigem Freund, genannt Robert K., dann schlussendlich „allesverloren“ wurde. Damit sie dieses anspruchsvolle Motto in den dschungelartigen Schlingen der Stadt Cannes bloß nicht vergaßen, tätowierten sich diese beiden den Spruch auf ihre gottesgleichen Körper und waren seither auf ganz anderer mentaler Ebene für immer miteinander verbunden. Lange irrte Julian durch die undurchdringbare, weite Galaxie der Spezies Frau. Die Auswahl war groß, doch die Suche entpuppte sich als gar nicht mal so einfach wie er zunächst dachte. Einige Exemplare entpuppten sich als Deep Fakes, andere hatten eine nur sehr kurze Halbwertszeit zu bieten. Immer wieder hörte ich ihn sagen „Sofia, alle blöd außer Mutti...“
Und so war es! Entweder kompliziert, nicht ergiebig, nicht ernst genug, nicht smart genug, nicht charakterstark genug, oder schlicht und ergreifend langweilig, bis einem die Augen zufielen. Eines Tages jedoch passierte etwas Unerwartetes. Auf meine obligatorische Frage wie denn das Wochenende gewesen sei, erkannte ich Julian kaum wieder. Warum grinste er so blöd? Warum wurde er rot, ohne vorher eine Kiste Rosé geleert zu haben? Who the fuck are you actually? Ich wusste, etwas muss geschehen sein, was sein Leben verändert hat.
„Es ist anders! Dieses Mal ist es anders. Ich weiß es einfach“, sagte er und ich wusste: eine neue Ära würde anbrechen. Die Sterne standen gut für ein Settle Down der Superlative. Julian hat sich verliebt. Und das nicht zu knapp. Mir war es ein inneres Feuerwerk, denn so habe ich Julian vorher noch nie erlebt. Ein bisschen creepy, bisschen cringe, aber ganz überraschenderweise auch irgendwie sympathisch. „Wann lerne ich sie kennen?“ wollte ich wissen und erwartete ein Rumgedruckse. Doch erneut überraschte er mich mit einem sehr selbstsicheren „sofort“ und da erkannte ich, dass diese Anna was ganz Besonderes sein musste.
Ich weiß, ihr habt auf mehr schmutzige Details gewartet, aber so schmierig ist das Blättchen nun auch wieder nicht – außerdem habe ich auf ausdrücklichen Wunsch von Bene einige nicht jugendfreie Passagen wieder aus dem Artikel gelöscht, auch wenn ich damit den ein oder anderen Leser sicher enttäuscht haben könnte. Der Titel bleibt: Julian und die Frauen: Mama, Schwester, beste Freundin und nun bald seine Frau fürs Leben: Anna. Was habt ihr denn gedacht?